Freiburgs Minimalisten: Mit Schwung in den Schlussspurt
Freiburgs Premieren-Saison unter Julian Schuster ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Geht's auch ohne echten Knipser in die Königsklasse? Sonntag kommt der womöglich schon entthronte Meister.


Freiburg (dpa/lsw) - Auf Rechnereien und mögliche Tabellenkonstellationen hat Julian Schuster schlicht und ergreifend keine Lust. Sein «voller Fokus» liege auf dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen, sagte der Trainer des SC Freiburg. «Und das wird schwer genug.» Die Badener gehen als Tabellenvierter in den 32. Spieltag der Fußball-Bundesliga. Im Breisgau wächst spürbar die Hoffnung auf den erstmaligen Einzug in die Champions League. Bayer ist bis zum Duell am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) als Meister womöglich entthront. Doch Schuster will von alldem nichts wissen. «Ich fange diese Gedankenspiele nicht an», sagte er.
Im Schatten davongezogen
Unabhängig vom Ausgang der Partie des FC Bayern München, der sich bei RB Leipzig am Samstagnachmittag vorzeitig die Schale sichern kann, würden die Leverkusener sicher alles daran setzen, «uns das Leben maximal schwer zu machen», meinte Schuster. Schärfe und Intensität brauche es im Spiel seiner eigenen Mannschaft, forderte der 40-Jährige. Und wieder volle Unterstützung von den Rängen. Um dem vor der Saison nicht mal leise formulierten Traum von der Königsklasse einen weiteren Schritt näherzukommen. Die Minimalisten aus Südbaden wittern im Endspurt ihre Chance auf den ganz großen Coup.
Die Statistiken der Freiburger sind mitunter wenig beeindruckend - passen aber dazu, dass sie sich im Schatten der Konkurrenz zuletzt fast schon ein bisschen heimlich davongestohlen haben. Die Krise bei RB Leipzig, die Aufholjagd von Borussia Dortmund, die furiose Eintracht aus Frankfurt, der zwischenzeitlich so starke 1. FSV Mainz 05 - im Rennen um die Europapokalplätze gab und gibt es viele Schauplätze. Der Sport-Club hatte da bislang eher eine Nebenrolle. Macht er so weiter wie zuletzt, steht er am Ende aber womöglich voll im Rampenlicht.
Negatives Torverhältnis - und trotzdem Vierter
44 Tore haben die Freiburger bisher geschossen - die wenigsten aller Teams in der oberen Tabellenhälfte. Zehnmal gewannen sie mit gerade mal einem Tor Unterschied. Nach 31 Spieltagen haben sie sogar ein negatives Torverhältnis. Gleich 13 Saisontreffer gehen auf das Konto von Abwehrspielern. Vorige Woche etwa traf Verteidiger Max Rosenfelder zum 1:0-Sieg beim VfL Wolfsburg.
Obwohl ihr vorn ein echter Vollstrecker fehlt, ist die Freiburger Mannschaft gleich im ersten Jahr unter Schuster auf dem besten Weg zurück ins internationale Geschäft. Dass es zu diesem Zeitpunkt der Saison noch so viel zu gewinnen gäbe, hätte er im Sommer vermutlich nicht geglaubt, gestand der Trainer offen ein. Conference League, Europa League oder Champions League - auf der Zielgeraden ist noch alles möglich für die Minimalisten aus Freiburg.