Landesweit Warnstreiks im Nahverkehr am Freitag in NRW
Vielerorts werden voraussichtlich keine Straßenbahnen und U-Bahnen und kaum Busse fahren. Im Tarifkonflikt im öffentlichen Dienst hat Verdi in NRW am Freitag zu Warnstreiks im Nahverkehr aufgerufen.


Düsseldorf (dpa/lnw) - Millionen Fahrgäste des öffentlichen Nahverkehrs in Nordrhein-Westfalen müssen am Freitag mit großen Einschränkungen bei Straßenbahnen, U-Bahnen und Bussen rechnen. Verdi in NRW rief für Freitag 35.000 Beschäftigte in landesweit mehr als 30 Unternehmen zu Warnstreiks auf, teilte die Gewerkschaft mit.
Betroffen sind laut einem Verdi-Sprecher alle größeren Städte in NRW. S-Bahnen, RE oder ICE von der Deutschen Bahn seien nicht Teil des Warnstreiks. Die kommunalen Verkehrsbetriebe informieren auf ihren Webseiten darüber, ob und welche Verbindungen in der Stadt oder Region am Streiktag noch bedient werden können.
In Köln beispielsweise werden laut der KVB am Freitag ab 3 Uhr morgens keine Stadtbahn-Fahrten stattfinden. Es könnten lediglich durch Subunternehmen durchgeführte Busfahrten erfolgen. Dazu solle es bald auf der Webseite Informationen geben. Erst am Samstag fahre die KVB wieder.
Auch die Ruhrbahn wird nach eigenen Angaben in Essen und Mülheim stillstehen, Schulbusse sollen aber fahren. Zudem wird es Shuttle-Busse zur Messe durch ein Subunternehmen geben.
Zweite Tarifrunde ging ohne Angebot zu Ende
Grund für den Aufruf sei, dass es auch am Montag und Dienstag in der zweiten Tarifrunde für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen kein Angebot gab, so Verdi.
«Die Situation der Beschäftigten im ÖPNV ist außerordentlich problematisch. Es gibt viel zu wenig Personal, so dass die Arbeitsverdichtung ständig zunimmt», sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. Es brauche eine deutliche Lohnsteigerung sowie Entlastungen für die Beschäftigten.
Arbeitgeberverbände verweisen auf enorme Kosten
Die Arbeitgeberseite zeigt sich in den aktuellen Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst zurückhaltend und verweist auf die angespannte Haushaltslage. Karin Welge, Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), wies auf die enormen Zusatzkosten hin, die durch die Forderungen der Gewerkschaften entstehen würden.
Sie erklärte, dass allein die Entgeltforderungen und die zusätzlichen freien Tage Mehrkosten von 14,88 Milliarden Euro für die kommunalen Arbeitgeber bedeuten würden. Dies sei «schlicht nicht zu stemmen» und passe nicht in die aktuelle Zeit.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betonte, dass ein fairer Ausgleich zwischen den Interessen des öffentlichen Dienstes und den finanziellen Herausforderungen gefunden werden müsse. Sie äußerte sich zuversichtlich, dass eine Lösung möglich sei, und hob hervor, dass es diesmal ein großes Forderungspaket gebe, was mehr Spielraum für Kompromisse eröffnen könnte.
Schon vergangene Woche zahlreiche Warnstreiks
Bereits vergangene Woche hatte es zahlreiche regionale Warnstreiks im Nahverkehr in NRW gegeben. Warnstreikaufrufe im Nahverkehr für Freitag hat Verdi auch in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bremen, Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz gestartet.