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Solinger Terroropfer schildert Kampf mit Attentäter

Beim Terroranschlag von Solingen leistete ein Opfer zähen Widerstand. Dass er dabei verletzt wurde, habe er zunächst gar nicht bemerkt, berichtete der Mann.

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Prozess um Solingen-Anschlag mit drei Toten Federico Gambarini/dpa

Solingen/Düsseldorf (dpa) - Im Prozess um den Terroranschlag von Solingen hat ein Opfer von einem dramatischen Kampf mit dem Attentäter berichtet. Er habe eine Frau auf dem Boden liegen sehen, «dann ging auch schon der Tumult los», sagte der 49-jährige Werkzeugmacher im Düsseldorfer Oberlandesgericht über die Geschehnisse vom 23. August 2024 auf dem Solinger Stadtfest. Jemand habe «Messer, Messer» gerufen.

«Gleich gibt es Stress», habe er noch zu seiner Freundin gesagt und diese zur Seite geschubst, da habe der Attentäter auch schon vor ihm gestanden. «Ich habe ihn einfach angegriffen und nicht lange nachgedacht.» Mit Tritten habe er den Mann mit dem Messer auf Distanz gehalten. «Ich habe ihn immer wieder attackiert.»

«In dem Moment dachte ich: Das war’s jetzt»

Doch dann sei er selbst zu Boden gegangen, und der Angreifer habe mit dem Messer über ihm gestanden. «In dem Moment dachte ich: Das war’s jetzt», sagte der 49-Jährige. Der Attentäter habe aber seinen Vorteil nicht ausgenutzt, sondern sich nach weiteren Opfern umgesehen. «Ich weiß nicht, warum er nichts gemacht hat.»

Weil außer ihm niemand mehr in der Nähe gewesen sei, sei der Syrer von dem Platz getürmt. Er erkenne ihn wieder, sagte der Zeuge mit Blick auf die Anklagebank. Die Messerattacken des Angeklagten hätten auf ihn gekonnt und trainiert gewirkt. 

Eigene Verletzungen zunächst nicht bemerkt

Erst später habe er bemerkt, dass er an Bauch und Bein durch Messerschnitte verletzt, sein T-Shirt zerfetzt und seine Schuhe vom Blut rot gewesen seien, berichtete der Werkzeugmacher. 

Zwei weitere Zeugen bestätigten die Schilderung, darunter die Freundin des Werkzeugmachers: «Der Platz war leer. Der Robert war mit ihm allein», sagte sie. Ein Besucher des Festes, der unverletzt geblieben war, sagte: «Das sah aus, als wenn sich die Person dem Täter bewusst entgegengestellt hat. Der Täter hatte reichlich Probleme.»

Die Bundesanwaltschaft wirft dem Syrer Issa al H. (27) dreifachen Mord und zehnfachen versuchten Mord vor. Zudem soll er IS-Terrorist sein. Die Terrororganisation Islamischer Staat hatte den Messeranschlag für sich reklamiert. Der 27-Jährige hatte gestanden, den Anschlag begangen zu haben, zum Vorwurf der IS-Mitgliedschaft schweigt er.

© dpa-infocom, dpa:250626-930-721025/3