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Trauer um «Menschenfreund» - Würdigungen für Günther Uecker

Günther Uecker ist mit 95 Jahren gestorben. Bundesweit wird der weltweit bekannte Nagelkünstler gewürdigt. Ein Obdachlosenmagazin findet besonders bewegende Worte.

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Günther Uecker ist tot Federico Gambarini/dpa

Düsseldorf/Berlin (dpa/lnw) - Kulturschaffende und Politiker in Berlin und in Nordrhein-Westfalen haben den im Alter von 95 Jahren gestorbenen Nagelkünstler Günther Uecker gewürdigt. In der gesamten deutschen Kunstlandschaft hinterlasse Uecker eine große Lücke, erklärte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei Uecker zu einem international viel beachteten Aushängeschild des Neubeginns der deutschen Kunst und Kultur geworden. 

Uecker, einer der wichtigsten deutschen Nachkriegskünstler, starb am frühen Dienstagabend in der Uniklinik Düsseldorf, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Umfeld der Familie erfuhr. Der Wegbereiter der heute hoch gehandelten ZERO-Kunst hatte den Zimmermannsnagel in die Kunst eingeführt und weltbekannte großformatige Nagelreliefs geschaffen, die in vielen Museen und politischen Machtzentralen hängen.

Weimer erinnerte auch daran, dass Uecker 2012 als erster westlicher Künstler nach der iranischen Revolution in Teheran ausstellte. Der künstlerische Austausch über Grenzen und Religionen hinweg sei immer Treiber seiner Schaffenskraft gewesen.

Weltweit Spuren hinterlassen

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) bezeichnete Uecker als «einen der wichtigsten und einflussreichsten Künstler der deutschen Nachkriegsgeschichte». Mit seinem Lebenswerk habe Uecker Generationen junger Künstlerinnen und Künstler beeinflusst und mit «seinen Werken zu einer offenen und dynamischen Gesellschaft beigetragen».

Marion Ackermann, Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, würdigte Uecker als «wunderbaren Menschen» und als «Künstler voller Vitalität und Zugewandtheit». Seine ungebrochene schöpferische Kraft habe sie tief beeindruckt, sagte Ackermann, die als langjährige Leiterin der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf Uecker gut gekannt hatte. «Stets ging es bei ihm um die Frage, was den Mensch zum Menschen macht.» Durch seinen tiefen Humanismus sei Uecker einer der wichtigsten Kulturbotschafter Deutschlands geworden und habe weltweit Spuren hinterlassen. 

«Ein Menschenfreund»

NRW-Landtagspräsident André Kuper (CDU) würdigte Uecker als großen Künstler und weitherzigen Menschen, der auch im Landtag mit einem großen Nagelrelief eine zentrale Botschaft hinterlassen habe. Das Werk Ueckers sei allen Abgeordneten auf dem Weg in den Plenarsaal stets Mahnung, für Demokratie einzustehen und das große Ganze im Blick zu behalten.

Auch das Düsseldorfer Obdachlosenmagazin «fiftyfifty» trauerte um «einen großen Freund und Unterstützer». Beinahe von Anbeginn an habe Uecker mit Benefiz-Arbeiten die Obdachlosenhilfe unterstützt. Immer wieder habe Uecker die Obdachlosenhilfe reich beschenkt. «Obdachlose lagen ihm am Herzen, da er selbst nach dem Krieg obdachlos war, wie er erklärte», schrieb das Magazin. «Günther Uecker war ein Menschenfreund. Er führte ein rastloses Leben im Auftrag der Kunst und der Humanität.»

Uecker lebte seit langem in Düsseldorf

Der am 13. März 1930 in Wendorf geborene und auf der Halbinsel Wustrow aufgewachsene Mecklenburger lebte seit Mitte der 1950er Jahre in Düsseldorf. Die Stadt am Rhein blieb bis zu Ueckers Tod das Zentrum seines Schaffens. Uecker beschlug Leinwände, aber auch Objekte wie Stühle, Klaviere oder Nähmaschinen mit Nägeln.

Das Land NRW hatte Uecker im Jahr 2015 für seinen prägenden Einfluss auf die internationale zeitgenössische Kunst in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus den Staatspreis des Landes verliehen.

© dpa-infocom, dpa:250611-930-653966/3