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Die großen Sommerfestspiele im Überblick

Sommer, Sonne, Musik, Theater, sehenswerte Spielstätten: Die Sommerfestspiele im deutschen Sprachraum bieten eine große Auswahl. Darüber hinaus ist vielerorts der Promi-Faktor hoch. Eine Auswahl.

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Ausblick vom Mönchsberg auf Salzburg Anita Arneitz/dpa-tmn

Bayreuth/Salzburg/Bregenz (dpa) - Sommer im deutschsprachigen Raum, das bedeutet auch Festspiele. Zwar gibt es auch Verona, Aix-en-Provence und Avignon, doch die Vielfalt sommerlicher Bühnenkultur dürfte nirgends so groß sein wie zwischen Schleswig-Holstein und Tirol, dem Ruhrgebiet und Dresden. 

Zu den großen Freilicht-Events im deutschen Sprachraum gehören Winnetou-Festivals - vor allem die Karl-May-Spiele Bad Segeberg in Schleswig-Holstein (28. Juni bis 7. September). Letztes Jahr lockten sie rund 445.000 Besucherinnen und Besucher an. 2025 wird das Stück «Halbblut» gespielt - mit Promis wie Alexander Klaws, Sonja Kirchberger und Francis Fulton-Smith. 

Zudem gibt es im Sauerland die Karl-May-Festspiele Elspe (21. Juni bis 7. September). Bei denen heißt das Stück 2025 «Winnetou und Old Firehand – Im Tal des Todes». 

Eine Übersicht, was sonst so los ist diesen Sommer (vieles ist ausverkauft):

 

Domplatz-Open-Air Magdeburg (20. Juni bis 13. Juli):

Vor dem Magdeburger Dom wird jeden Sommer ein Musical aufgeführt (letztes Jahr kamen rund 23.000 Besucher). Diesmal wird es passend zum globalen Hype um die Netflix-Serie «Wednesday» gruselig-satirisch. Regisseur Felix Seiler inszeniert das Musical «The Addams Family» des Komponisten Andrew Lippa. 

«Theater unter freiem Himmel erfordert eine ganz eigene Kreativität», sagt Seiler. «Die eigens für diese Zwecke errichteten Pop-up-Bühnen stehen an malerischen Orten, bieten aber keinen vor Witterung geschützten Theaterbau.» Deshalb müssen Kulissenteile vor Wind und Regen gut gesichert sein. «Auch die Beleuchtung kann anders als Drinnen erst bei Dunkelheit ihre volle Wirkung entfalten, weshalb man den Blick der Zuschauer auf ganz andere Weise lenken muss, damit sie nicht einem großen Wimmelbild überlassen werden.»

 

Bad Hersfelder Festspiele (20. Juni bis 18. August):

Die Festspiele im osthessischen Bad Hersfeld gehören zu den größten und traditionsreichsten in Deutschland. 2024 besuchten sie mehr als 100.000 Menschen. 

Die 74. Ausgabe ist die letzte Spielzeit unter dem Intendanten Joern Hinkel. Unter anderem läuft diesmal das Stück «Sommernachtsträume» nach Motiven von Shakespeare mit Promis wie Erol Sander und Anouschka Renzi.

 

Rheingau Musikfestival (21. Juni bis 6. September):

Rund 140.000 Karten gibt es diesmal bei dem Konzertreigen im Rheingau sowie in Wiesbaden, Mainz und Rheinhessen. Diesmal sind 154 Konzerte an 27 Spielstätten angekündigt. Zu Gast sind etwa der MDR-Rundfunkchor, die Bamberger Symphoniker, das hr-Sinfonieorchester sowie Stars wie Gianna Nannini, Revolverheld, Laith Al-Deen, Till Brönner, Tim Fischer, Samu Haber, Daniel Hope und Anne-Sophie Mutter.

 

Münchner Opernfestspiele (27. Juni bis 31. Juli):

Münchens Opernfestspiele feiern 2025 Jubiläum und gelten mit 150 Jahren als die ältesten in Deutschland - sogar noch älter als die Bayreuther Festspiele, die 2026 runden Geburtstag feiern. Nach einem großen Staatsempfang mit einer Festrede von Christine Lagarde, der Präsidentin der Europäischen Zentralbank, am Vorabend der Eröffnung geht es am 27. Juni mit einem neuen «Don Giovanni» los (Regie: David Herrmann). 

Die Inszenierung der Mozart-Oper soll am 6. Juli auch beim Open-Air-Event «Oper für alle» zu sehen sein. Insgesamt stehen 13 Inszenierungen auf dem Festspielplan, die zweite Festspielpremiere ist «Pénélope» von Gabriel Fauré.

 

Tiroler Festspiele Erl (3. Juli bis 27. Juli):

Intendant und Tenor Jonas Kaufmann hat zwar gesagt, er wolle in Tirol kein «Anti-Bayreuth» etablieren - ein bisschen so etwas hat er aber getan. Eine große Wagner-Gala mit ihm selbst, Ekaterina Gubanova, René Pape und dem ersten Akt aus Richard Wagners «Walküre» gehört zu den Highlights. Und mit Camilla Nylund hat er eine Sopranistin engagiert, die auch für ihre Bayreuth-Auftritte bekannt ist. 

Darüber hinaus ist das Programm natürlich vielfältiger als auf dem Grünen Hügel: Es gibt etwa auch viel Giuseppe Verdi mit konzertanten Aufführungen von «Rigoletto», «Il trovatore» und «La traviata». Franui und Nicholas Ofczarek präsentieren ihre Thomas-Bernhard-Produktion «Holzfällen» vom Wiener Burgtheater. Und «Bergdoktor» Hans Sigl liest Stefan Zweig.

 

Schleswig-Holstein Musik Festival (5. Juli bis 31. August):

Das Festival wurde im Juni 1985 im Kieler Schloss gegründet. Die Premiere fand ein Jahr später statt. Dieses Jahr ist es die 40. Ausgabe. Im Mittelpunkt stehen 2025 die Musikmetropole Istanbul und der Pianist Fazıl Say (der 17 Konzerte spielt). 60 Konzerte widmen sich Istanbul. Auf dem Programm stehen zudem fünf Musikfeste auf dem Land und zwei Kindermusikfeste. Insgesamt sind es mehr als 200 Konzerte in rund 125 Spielstätten an über 70 Orten in Schleswig-Holstein, Dänemark, Hamburg und in Nord-Niedersachsen. Zu Gast sind viele internationale Künstler, darunter Lang Lang, Anne-Sophie Mutter, Sol Gabetta, Midori, Kit Armstrong oder Avi Avital.

 

Nibelungen-Festspiele Worms (11. Juli bis 27. Juli):

Das Nibelungenlied über Drachentöter Siegfried und seinen Mörder Hagen gilt als eine der Lieblingssagen der Deutschen. 2024 kamen rund 20.000 Besucher zu dem von Mario Adorf mitgegründeten Festival. Seit 2002 interpretiert es jedes Jahr die Sage aktuell. 

2025 wird das Stück «See aus Asche» aufgeführt - von Roland Schimmelpfennig, einem der meistgespielten Gegenwartsdramatiker Deutschlands. «Es geht etwa um übergriffige Männer, die glauben, sie könnten sich etwas nehmen, wie es ihnen passt, ohne dass sie es dürfen oder können», sagt der Autor. Intendant Nico Hofmann zufolge zeigt das Stück «das ganze Panorama der jetzigen Zeit» (Regie: Mina Salehpour). Zum Ensemble gehören unter anderen Wolfram Koch und Jasmin Tabatabai.

 

Bregenzer Festspiele (16. Juli bis 17. August): 

Letztes Jahr wurden etwa 274.000 Zuschauer und Zuschauerinnen bei mehr als 80 Vorstellungen gezählt, von denen etwa 200.000 auf die Seebühne entfielen. 

Diesmal wird auf der Seebühne Carl Maria von Webers «Der Freischütz» wieder aufgenommen. Die Inszenierung des deutschen Regisseurs Philipp Stölzl ist ein Publikumsliebling. 2022 und 2023 hatte es Puccinis «Madama Butterfly» gegeben, 2026 und '27 soll es Verdis «La Traviata» sein. 

 

Salzburger Festspiele (18. Juli bis 31. August):

Mehr als 250.000 Besucherinnen und Besucher kamen vergangenes Jahr insgesamt. 2025 wird Robert Carsens gefeierter «Jedermann» wieder aufgeführt. In der Titelrolle kann Philipp Hochmair («Blind ermittelt») wieder vor der Kulisse des erhabenen Doms mit seiner Schauspielkunst glänzen.

Ansonsten herrscht im Opern- und Schauspielprogramm Krisen- und Endzeitstimmung, etwa mit dem Weltkriegs-Theaterstück «Die letzten Tage der Menschheit» von Karl Kraus. Für Freunde modernerer Klänge gibt es die Vertonung von Tschechows «Drei Schwestern» von Peter Eötvös. August Diehl tritt im Stück «Der Schneesturm» auf, das vom Kreml-Kritiker Kirill Serebrennikow inszeniert wird. Hollywood-Star Christoph Waltz ist Sprecher in Strawinskys Oratorium «Oedipus Rex» auf.

 

Bayreuther Festspiele (25. Juli bis 26. August):

Musicals im altehrwürdigen Festspielhaus? Das vielleicht nicht, aber die diesjährige Festspiel-Premiere von Richard Wagners «Die Meistersinger von Nürnberg» bringt ein Musical-Experte auf die Bühne: Regisseur Matthias Davids, künstlerischer Leiter der Sparte Musical am Landestheater Linz. Weiteres Highlight: Wagnerianer-Liebling Christian Thielemann kehrt nach einigen Jahren Hügel-Abstinenz zurück und dirigiert noch einmal den «Lohengrin» mit dem Bühnenbild von Kunst-Star Neo Rauch. 

In sein letztes Jahr geht es für den «Ring des Nibelungen» in der umstrittenen Inszenierung von Valentin Schwarz, den «Netflix-Ring», der in seinem Premierenjahr für wahre Proteststürme im Festspielhaus sorgte. Im kommenden Jahr dann das große Jubiläum: Da werden die Richard-Wagner-Festspiele 150 Jahre alt. 

 

Domstufen-Festspiele in Erfurt (8. August bis 31. August):

Die Erfurter Domstufen-Festspiele gehören zu den bekanntesten sommerlichen Freiluft-Musikfestivals in Deutschland (letztes Jahr rund 40.000 Besucher). In ihrer jetzigen Form gibt es sie seit 1994. Diesmal wird mit dem Paris-Klassiker «La Bohème» von Giacomo Puccini eine der beliebtesten Opern überhaupt aufgeführt, und zwar «in einer spektakulären Bilderwelt» (Inszenierung: Matthew Ferraro). Auf den Stufen, die eigentlich hoch zum Dom und der Severikirche führen, soll eine immerhin 16 Meter hohe Version des Eiffelturms stehen. Eine 22 Meter lange Rutsche soll Dynamik auf der Bühne erlauben. 

 

Ruhrtriennale (21. August bis 21. September):

Jeweils für drei Jahre leitet ein Intendant oder eine Intendantin das Festival, das in Bochum, Duisburg, Essen und Gladbeck stattfindet. 2024 bis 2026 ist der Belgier Ivo van Hove Intendant. 2024 kamen rund 70.000 Menschen zu den Veranstaltungen. 2025 wird das Festival von Van Hoves Musiktheater «I did it may way» zu Musik von Frank Sinatra und Nina Simone eröffnet. Die Hauptrollen spielen Larissa Sirah Herden und Lars Eidinger. Im multimedialen Theaterstück «Oracle» (Lukasz Twarkowski) geht es um den wegen seines Schwulseins verfolgten Computerpionier Alan Turing. In «Falaise» (deutsch: Klippe) bringt die französisch-katalanische Tanz- und Theatertruppe Baró d'evel unter anderem ein weißes Pferd auf der Bühne.

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