Osterbräuche in NRW

Milchkannenböllern, brennende Räder und Semmelsegnen? Klingt verrückt, aber gibt es wirklich hier bei uns in NRW.
Wie vielfältig unser Bundesland ist und welche schönen Ostertraditionen es noch zu bieten hat, entdeckt ihr hier.

Um den Frühling so richtig zu wecken, fliegen mitten auf dem Land Milchkannendeckel krachend durch die Luft. Calciumcarbid und Wasserstoff in der Kanne sorgen für ein explosives Gemisch. Nachdem die Kanne mit dem Deckel verschlossen wird, wird eine Fackel an den Kannenboden gehalten und zack schießt der Deckel in die Luft. Anschließend wird die Distanz gemessen, um zu vergleichen, ob die Distanz des Vorjahres übertroffen wurde.

Am Rande des Teutoburger Waldes rollen am Abend des Ostersonntags sechs brennende Räder einen Abhang hinunter. Das Leuchten der Flammen und knisterndes Holz schaffen eine stimmungsvolle Kulisse, die jeden Zuschauer in den Bann zieht. Dieses Spektakel ist so besonders, dass es zum immateriellen Kulturerbe der Unesco ernannt wurde.

Beim Osterhasseln stehen sich zwei Mannschaften aus Junggesellen in einer Linie aufgereiht gegenüber. Sie müssen den Hassel, eine schwere Holzscheibe, über den Boden rollen, sodass er über die Linie auf die gegnerische Seite kommt. Das andere Team darf nur mit den Beinen versuchen die Scheibe abzuwehren. Zum Schutz vor der kiloschweren Holzscheibe tragen die Teams Schienbeinschoner aus Teppichresten.

In Attendorn versammeln sich jedes Jahr am Karsamstag viele Menschen vor der Pfarrkirche und recken Kümmelbrote in den Himmel. Diese erhalten vom Pastor den Semmelsegen. Der Kümmel soll den Magen nach der Fastenzeit an fettiges Essen gewöhnen und hilft so das Festtagsessen gut zu verdauen.

Traditionell werden an den Ostertagen viele bunte hartgekochte Eier über Hügel und Hänge geworfen. Es gewinnt derjenige, der sein Ei am weitesten weggerollt hat oder die Mitspieler erhalten alle Eier, die ihres beim Runterrollen angetitscht haben.

Auch das Eiertitschen/Eierkippen ist an vielen Orten noch ein langjähriger Brauch. Hier geht es darum, wer das stärkste Ei hat. Ziel ist es, mit der Spitze des Eies die Schale des Gegnereies zum Brechen zu bringen. Die Farbe spielt dabei keine Rolle, je spitzer ein Ei ist, desto dicker ist die Schale und desto wahrscheinlicher hat man ein Gewinner-Ei. Das Verlierer-Ei wechselt nach dem Bruch den Besitzer.

Im 100-Seelendorf Eiershagen bei Reichshof wird am Ostersonntag gerollt, was das Zeug hält. Gespielt wird auf einer zwei Meter langen Kuhle, die mit Sägemehl gepolstert ist. Das Eierschibbeln ähnelt dem Boule-Spiel, statt Kugeln kommen aber Eier zum Einsatz. Die Regeln sind einfach: nacheinander wird ein bunt bemaltes Ei in die Schibbelkuhle geworfen. Wer immer ein Ei trifft, erhält vom Besitzer des Eies einen Cent. Hüpft ein Ei aus der Kuhle, wird der Wurf wiederholt und sind alle Schalen zertrümmert, geht es in eine neue Runde. Keine Sorge, Essen wird hier nicht verschwendet, da werden die Eier danach auch mal mit Salz und Sägemehl gegessen.

Bei der Eierlage treten zwei Junggesellen, in historischer Kluft gekleidet, in Schönecken gegeneinander an. Für den Wettkampf brauchen sie 104 Eier, um die sie sich selbst kümmern müssen. Deshalb gehen sie durch das ganze Dorf und sammeln bei den Bewohnern Eierspenden. Am Ostermontag werden die Eier in Abständen von einer Elle ausgelegt. Der „Raffer“ muss alle Eier einzeln aufsammeln und wieder zurücklaufen, um sie in einem Korb abzulegen. Der „Läufer“ läuft währenddessen ins rund vier Kilometer entfernte Nachbardorf und wieder zurück. Hier stehen jubelnde Zuschauer am Wegesrand. Wer als erstes fertig ist, gewinnt die Eierlage. Der Tag endet mit der Siegerehrung und einem Festumzug, am Abend wird anschließend ausgelassen gefeiert.