IG Metall vermeldet deutlichen Mitgliederzuwachs bei Ford
Fast zwei Milliarden Euro hat Ford in sein Kölner Werk investiert. Doch der Absatz schwächelt, die Firma ist unter Druck, Jobabbau-Pläne sorgen für schlechte Stimmung. Bald könnte gestreikt werden.


Köln (dpa) - Der Streit mit dem Management um den Abbau von Arbeitsplätzen hat bei Ford Köln zu einem kräftigen Mitgliederzuwachs bei der IG Metall geführt. «Seit Herbst haben wir zehn Prozent mehr Mitglieder», sagte der Sprecher der IG Metall bei Ford in der Domstadt, David Lüdtke.
Der Autobauer hatte im vergangenen Herbst Pläne zum Stellenabbau angekündigt. Der schon vorher hohe Organisationsgrad - also der Anteil der Gewerkschaftsmitglieder im Verhältnis zur gesamten Belegschaft - sei danach noch weiter gestiegen, berichtet der IG-Metaller. «Wir sind bei einer sehr hohen zweistelligen Prozentzahl angekommen und damit nicht mehr weit weg von den 100 Prozent.»
Gewerkschaft fordert hohe Abfindungen
Bei Ford arbeiten circa 11.500 Menschen in Köln. Sie sind in der Verwaltung, der Produktion, der Entwicklungsabteilung, einem Ersatzteilzentrum und weiteren Bereichen tätig. Bis Ende 2027 möchte das Management die Stellenanzahl um 2.900 senken. Allerdings gilt noch bis 2032 eine Vereinbarung, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt.
In Tarifverhandlungen pocht die IG Metall auf hohe Abfindungen und einen finanziellen Schutz der Beschäftigten, sollte Ford Deutschland in die Insolvenz schlittern. Das ist bislang zwar nur reine Theorie, nach der Rücknahme einer Art Bürgschaft durch den US-Mutterkonzern aber möglich - durch diese war eine Insolvenz der Deutschlandtochter zuvor noch ausgeschlossen.
Kommen bei Ford unbefristete Streiks?
Ford Deutschland ist unter Druck: Das Unternehmen hat seine Kölner Produktion zwar auf Elektro umgestellt und dafür fast zwei Milliarden Euro investiert. Zwei neue E-Auto-Modelle wurden auf den Markt gebracht, doch der Absatz verläuft schleppend.
Die Tarifverhandlungen wirken festgefahren, bald könnte es zu Arbeitsniederlegungen kommen. Noch bis Mittwoch läuft eine Urabstimmung bei den Kölner Ford-Werken. Sollten in der Befragung 75 Prozent der IG-Metall-Mitglieder, die bei Ford in Köln arbeiten, mit Ja stimmen, so hätte die Gewerkschaft die Erlaubnis für härtere Maßnahmen im Arbeitskampf - etwa kurze befristete Ausstände oder gar einen unbefristeten Streik.