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Afrikanische Schweinepest in NRW - Landwirte in Sorge

Die Afrikanische Schweinepest ist in Nordrhein-Westfalen angekommen. Noch ist nur ein Fall bei einem Wildschwein bestätigt. Doch der Ausbruch dürfte bald Folgen für Bauern und Hundebesitzer haben.

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Afrikanische Schweinepest in NRW Berthold Stamm/dpa

Kirchhundem/Düsseldorf (dpa/lnw) - Der Nachweis der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei einem Wildschwein im Sauerland könnte massive Folgen für Landwirte in der Region haben. Die Behörden kündigten an, voraussichtlich am Montag eine sogenannte «infizierte Zone» um den Fundort festzulegen. Dort würden dann verschärfte Schutzauflagen gelten, die eine weitere Verbreitung des Virus verhindern sollen, teilte das nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerium mit.

Am Samstag hatte das zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) einen ersten Fall von Afrikanischer Schweinepest bei einem verendeten Wildschwein in Kirchhundem bestätigt. Am Sonntag fanden Spürhunde in dem Gebiet weitere verendete Wildschweine, bei denen der Verdacht auf das ASP-Virus besteht.

Für Menschen und andere Tiere ist die Afrikanische Schweinepest ungefährlich. Für Haus- und Wildschweine verläuft eine Infektion mit dem ASP-Virus jedoch fast immer tödlich.

«Große Bedrohung» für Schweinezüchter

«Die Afrikanische Schweinepest stellt für unsere Tiere eine große Bedrohung dar», betonte der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes, Hubertus Beringmeier. «Umso wichtiger ist es jetzt, die weitere Ausbreitung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern und das Seuchengeschehen auf diese Weise umgehend einzudämmen.»

Die Behörden berieten am Wochenende, wie weit die Schutzzone rund um den Fundort des infizierten Wildschweins gezogen wird. Das hänge auch davon ab, wie viele weitere Verdachtsfälle es gebe. Am Sonntag wurde zunächst eine einstellige Zahl an toten Wildschweinen gefunden.

Schutzzäune und Auflagen für Schweinezüchter

Vorgesehen sei unter anderem, in dieser Zone Schutzzäune zu errichten, um zu verhindern, dass Wildschweine in Nachbarregionen wandern und das Virus weiter verbreiten.

«Auch wird es Auflagen geben für schweinehaltende Betriebe in der Region, für die Jagd und für Hundehalter, die ihre Hunde nur angeleint und auf den Wegen im Wald führen dürfen», kündigte das Ministerium an.

Sorge vor Ausbreitung ins Münsterland

Im Sauerland gibt es vergleichsweise wenige Schweinezuchten. Verheerend wäre es, wenn das Virus sich weiter etwa in Richtung Münsterland ausbreiten würde, wo es zahlreiche große Betriebe gibt. «Oberstes Ziel ist es, eine Ausbreitung des lokalen Falls der ASP im Wildschweinebestand zu verhindern», versprach Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU).

Für Schweinezüchter habe Hygiene im Betrieb jetzt höchste Priorität, mahnte die Ministerin. Unter anderem solle der Zutritt in die Ställe nur über Hygieneschleusen erfolgen. Auch Fahrzeuge sollten möglichst nur im Betrieb genutzt werden, da auch sie zur Ausbreitung des Virus beitragen könnten.

NRW blieb von Schweinepest bislang verschont

Die ursprünglich in Afrika verbreitete Schweinepest wurde 2014 erstmals in der Europäischen Union nachgewiesen. NRW hat bereits seit langem vorbeugende Maßnahmen gegen ASP ergriffen und sich auf einen Ausbruch der Tierseuche vorbereitet. Im Juni 2024 wurde die Erkrankung erstmals bei Wildschweinen in den benachbarten Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz nachgewiesen. 

Jagdverband: Frühzeitiges Erkennen entscheidend 

In Deutschland gab es seit Ausbruch der Seuche 2020 laut Deutschem Jagdverband insgesamt mehrere Tausend bestätigte Funde bei Wildschweinen in Brandenburg, Sachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. 

Der Verband appellierte an Jägerinnen und Jäger, besonders aufmerksam im Revier zu sein. «Verhaltensauffällige Wildschweine und verdächtige Kadaver müssen umgehend der Bereitschaftszentrale des Landesamtes für Verbraucherschutz und Ernährung gemeldet werden», mahnte Nicole Heitzig, Präsidentin des Landesjagdverbandes Nordrhein-Westfalen und Vizepräsidentin des Deutschen Jagdverbands. 

Übertragung auch durch Wurstbrote

Als Hauptübertragungsquelle der ASP gilt neben direktem Kontakt zu infizierten Wildschweinen das Verhalten von Menschen. So kann der Erreger auch über Kleidung, Schuhe, Autoreifen oder über Essensreste wie ein achtlos entsorgtes Wurstbrot übertragen und verbreitet werden.

© dpa-infocom, dpa:250615-930-672412/2