Warum in NRW immer wieder Straßenparkplätze wegfallen
In vielen Innenstädten und Wohnvierteln großer Städte in NRW schrumpft der öffentliche Parkraum. Manchmal damit die Feuerwehr durchkommt, manchmal damit ein Park entsteht.


Dortmund/Köln (dpa/lnw) - Um die Aufenthaltsqualität zu steigern oder für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen verschwinden in vielen nordrhein-westfälischen Großstädten zunehmend öffentliche Straßenparkplätze. Auf den frei werdenden Flächen sollen dann häufig Radwege, Grünflächen oder Plätze für Gastronomie entstehen, wie eine Umfrage der Deutschen Presseagentur unter großen Städten des Bundeslandes ergab. Für die genannten Projekte müssen manchmal mehrere hundert Stellplätze weichen. Gesamtzahlen, wie sich das Parkplatzangebot vor Ort entwickelt hat, liefert aber keine der angefragten Städte.
Der Automobilclub ADAC betont, dass die Kommunen für entstehenden Ausgleich sorgen sollten. «Man kann den Leuten nicht von heute auf morgen hunderte Parkplätze wegnehmen und keine Alternative schaffen», so Verkehrsexperte Roman Suthold vom ADAC Nordrhein.
Köln: Für die Feuerwehr kein Durchkommen
Für Unruhe bei Anwohnern mit Auto sorgt die Umwidmung von Straßenparkplätzen aktuell in Köln. Die Feuerwehr hatte im Stadtteil Deutz bemängelt, dass einige Straßen durch parkende Autos zu eng geworden seien. Die Folge: Verzögertes Durchkommen für die Rettungsfahrzeuge. Mehr als 450 Parkplätze wurden gestrichen - ein Bruchteil der 23.000 bewirtschafteten Parkplätze Bereich der Innenstadt, wie die Stadt betont.
Auch künftig werde die Zahl der Straßen-Parkplätze weiter zurückgehen - etwa um Platz für Lastenräder, E-Ladesäulen, Carsharing oder für Außengastronomie zu schaffen oder einst zugeparkte Straßenecken übersichtlicher zu gestalten, hieß es weiter. Oberstes Ziel sei aber aktuell die Verkehrssicherheit. Auch deshalb werde in Bewohnerparkgebieten nach und nach geprüft, ob die Straßen auch bei seitlich parkenden Autos noch breit genug sind für Feuerwehr und Co.
Münster: Vorrang für Räder auf einstigen Pkw-Parkplätzen
Auch die Fahrradstadt Münster reduziert fleißig Parkraum - für umweltfreundliche Alternativen zum Auto: So ist bereits auf 150 früheren Pkw-Stellplätzen Platz für Anlehnbügel für Fahrräder geschaffen worden. 300 bestehende Stellplätze sollen für E-Autos oder Carsharing-Stellplätze umfunktioniert werden. Andernorts müssen früher geduldete Fahrbahnrandparker weichen: Versuchsweise wurde dort eine Spur eingerichtet, die Busse und Radfahrer gemeinsam nutzen. In der Innenstadt seien auf zwei Parkplätzen insgesamt 150 Stellplätze gestrichen worden - statt parkender Autos gebe es dort nun zum Beispiel Bänke und Arbeitsplatzmöglichkeiten unter Bäumen. Hintergrund seien die angestrebte Klimaneutralität, aber auch eine verbesserte Verkehrssicherheit.
Dortmund: Kein Dauerparken mehr innerhalb des Rings
Die Stadt Dortmund hat sich zum Ziel gesetzt bis 2030 den Anteil von Wegen, die nicht mit dem Auto zurückgelegt werden auf zwei Drittel zu steigern - dafür nehme man auch die Reduzierung von Parkplätzen im öffentlichen Straßenraum in Kauf, heißt es aus der Pressestelle. So soll in den kommenden zehn Jahren in der unmittelbaren Innenstadt schrittweise die Hälfte aller rund 2.000 Parkplätze wegfallen.
Am Innenstadtring, dem Ostwall, sind bereits 215 Parkplätze für einen neuen breiten Radweg umgewidmet worden. Mehr als 200 weitere Parkplätze sollen bald für eine Fahrradstraße weichen, über die der Radschnellweg Ruhr geführt werden soll. Im Ortsteil Westerfilde soll ab 2027 ein ganzer Parkplatz von 3.300 Quadratmetern zum attraktiven Stadtplatz umgestaltet werden. Nach Einschätzung der Stadt habe das breit angelegte Kommunikationskonzept zu den jeweiligen Plänen zu einer großen Akzeptanz der bereits durchgeführten Umwidmungen geführt.
Bonn: Autofreies Rheinufer
Die Stadt Bonn gibt an, Parkraum zugunsten von Aufenthaltsqualität und Klimaanpassung umzuwandeln. Aktuell geschehe dies beispielsweise an der Rheinuferpromenade: Um dort neue Grünflächen, Platz für Fußgänger und eine Fahrradstraße entstehen zu lassen, werde Verkehrsfläche zurückgebaut. Am Rande der Bonner Innenstadt wird zudem der heute noch als Parkplatz genutzte Stiftsplatz entsiegelt. Aus 70 Stellplätzen und einer Fahrbahn wird dann ein Park. In den Stadtteilen sorge man zudem dafür, dass Gehwege nicht mehr zugeparkt werden und richte Flächen für Sharing-Fahrzeuge, Radständer und Ladezonen ein.
Duisburg: Wegfall von Parkplätzen löst Diskussionen aus
Der geplante Wegfall von Parkplätzen im Zuge größerer Stadtentwicklungsprogramme führe in Duisburg durchaus zu Diskussionen, räumt ein Stadtsprecher ein: Um die Stadt lebenswerter zu machen, sollen etwa in Marxloh mindestens 85 Stellplätze wegfallen - auf der bekannten Brautmodenmeile in der Nähe sei dies auf Kritik gestoßen. Als Ausgleich sei hier ein ortsnahes Parkhaus vorgesehen - derzeit werden zudem mehr als 600 Bürgeranregungen ausgewertet. Auch in anderen Stadtteilen gebe es ähnliche Umbaupläne.
Bochum: Eher behutsame Umgestaltung
Die Stadt Bochum nennt auf Anfrage ebenfalls einige Maßnahmen, bei denen punktuell Parkraum reduziert wurde: Hier sind allerdings bislang weniger als 50 Stellplätze weggefallen. Flächen, die zuvor von abgestellten Autos blockiert waren, seien nun der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt, begründet ein Sprecher.
Düsseldorf: Umgestaltung mit Ersatzkonzepten
Keinerlei Zahlen zu entfallenen Parkplätzen nennt Düsseldorf - wohl aber mehrere Projekte, bei denen Straßen- und Parkraum umgestaltet wurde, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen oder andere Mobilitätsangebote zu erweitern. Die Stadt strebe dabei an, bei der Umwandlung von Stellplätzen möglichst tragfähige Ausgleichsangebote in der Nähe zu schaffen.
Zur Entlastung des Parkdrucks setze man etwa auf Quartiersgaragen: Sie sind Dauerparkern wie Anwohnern vorbehalten, die sie gegen ein monatliches Entgelt nutzen können. Schneller umsetzbar sei das Konzept des «Feierabendparkens»: Auf den Parkflächen großer Discounter können Anwohner nach Ladenschluss einen Parkplatz nutzen.
ADAC: Parkraumschwund unvermeidbar, aber bitte behutsam
Es sind solche kurz- und langfristigen Ideen, auf die auch der ADAC hinweist. Bei Quartiersgaragen müsse man dabei gar nicht aufwendig in die Tiefe bauen, sondern könne auch auf sogenannte Parkpaletten setzen, Parkhäuser aus einfacher Stahlbauweise, schlägt ADAC-Mobilitätsexperte Suthold vor. «Die lassen sich dann auch leicht zurückbauen, wenn nach vollzogener Verkehrswende der Bedarf an Parkplätzen wirklich zurückgeht.»
Denn gegen die grundsätzliche Entwicklung schrumpfenden Parkraums stelle man sich keinesfalls, betont der Mobilitätsexperte. Im Gegenteil: «Der ruhende Verkehr ist die zentrale Stellschraube für die Verkehrswende.» Zentral sei eine vorausschauende Planung und frühzeitige Einbeziehung der Bürger: «Das muss behutsam erfolgen, nicht mit der Brechstange», mahnt er.