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Weniger Erstspender - Nächster Engpass bei Blutspenden droht

Eine Blutspende kann bis zu drei Menschen das Leben retten. Doch das Argument überzeugt vor allem junge Menschen immer seltener. Für viele Kliniken wird das zum Problem.

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Blutspender dringend gesucht Rolf Vennenbernd/dpa

Essen/Ratingen (dpa/lnw) - Die Blutspende-Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen kämpfen zunehmend mit der niedrigen Spendebereitschaft bei jungen Leuten. «Die Überalterung der Bevölkerung hat zur Folge, dass immer mehr Menschen in Deutschland Blutkonserven benötigen. Nur durch eine höhere Spendenbereitschaft bei den Jüngeren können wir in Zukunft den Mehrbedarf an Blutprodukten sicherstellen», sagt Verena Börger, zuständig für die Blutspende an der Universitätsklinik Essen. Doch daran hapert es im Moment. Darauf macht auch der Weltblutspendetag an diesem Samstag (14.6.) aufmerksam.

Die Zahl der Erstspender sinkt seit Jahren - allein im vergangenen Jahr gab es einen erneuten Rückgang um sechs Prozent, wie ein Sprecher des DRK-Blutspendedienstes West in Ratingen sagt. Das sei eine Entwicklung, die «zur Herausforderung für die Versorgungssicherheit werden kann».

Blutspenden sind überlebenswichtig

Börger betont, für viele Patienten sei es überlebenswichtig, dass andere Menschen ihr Blut spenden. «Blut kann nicht künstlich hergestellt werden. Wir müssen gerade bei den Jüngeren ein Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig die Blutspende ist.»

Insgesamt spenden laut Rotem Kreuz nur drei Prozent der spendefähigen Bevölkerung tatsächlich Blut. In den Städten sind es noch deutlich weniger als auf dem Land. Das verschärft die Lage in Nordrhein-Westfalen zusätzlich: In den Ballungsräumen wird weniger Blut gespendet, gleichzeitig gibt es dort viele große Kliniken, die auch besonders komplizierte Fälle behandeln.

Großer Bedarf etwa bei Krebs-Patienten

Die meisten Blutkonserven würden gar nicht für Unfallopfer oder bei Operationen gebraucht. «Wir in Essen benötigen 60 bis 70 Prozent der Konserven für Menschen mit Krebs des blutbildenden Systems», sagt Börger, die an der Uniklinik Essen die Qualitätskontrolle am Institut für Transfusionsmedizin leitet. «Ebenso ist man bei einer Vergiftung oder Autoimmunerkrankung auf Blutspenden angewiesen.»

Mit Kampagnen in den sozialen Netzwerken werben die Blutspendedienste inzwischen gezielt um junge Menschen. «Mit einer Blutspende hilft man bis zu drei Menschen», betont Börger. «Jeder sollte sich zudem bewusst machen, dass er schneller als gedacht selbst auf eine Blutspende angewiesen sein könnte.»

Wegen des großen Bedarfs wurden zuletzt auch einige umstrittene Ausschlusskriterien - etwa für Homosexuelle - gestrichen. «Ab 18 Jahren darf theoretisch jeder spenden, der gesund ist und sich fit fühlt», sagt Börger.

Sorge vor Engpass im Sommer

Schon in den kommenden Wochen könnte es wieder einen akuten Engpass geben, wenn viele Spender im Urlaub sind oder lieber ins Freibad gehen. «Wie in vielen anderen Lebensbereichen erleben wir auch bei den Blutspenden ein Sommerloch», sagt die Expertin. Die Blutspende-Vorräte könnten dann wie in den vergangenen Jahren wieder gefährlich zurückgehen.

© dpa-infocom, dpa:250610-930-648895/1